Zum Wirken und zum Tod von Sicherheitskommissär Dr. Leopold Kühberger Leopold Kühberger

Um die Aktivitäten der seit 1934 in Österreich verbotenen NSDAP, KPÖ und SPÖ besser kontrollieren zu können, wurde mit 1. April 1935 Dr. Leopold Kühberger als selbstständig agierender Sicherheitskommissär für Gmunden und seinen Bezirk eingesetzt. Er hatte die Aufgabe, alle Sicherheitskräfte und Sicherungsmaßnahmen zu koordinieren. Er veranlasste immer wieder Hausdurchsuchungen und ließ laufend die Tätigkeit der politischen Gegner beobachten. Bei Hausdurchsuchungen in Gmunden gegen Kommunisten wurde Propagandamaterial beschlagnahmt, und es wurden neun Personen verhaftet. Anfang Februar 1936 wurde nach illegalen Aktionen der Kommunisten eine weitere „Säuberungsaktion“ durchgeführt. In der Nacht vom 25. auf den 26. Jänner 1936 streuten nach längerer Pause auch wieder die Nationalsozialisten Flugblätter, in denen sie sich über ihre Unterdrückung, die schlechte Wirtschaftslage und über Geldverschwendung beklagten und von einer Volksabstimmung sprachen. Auch gegen diese Aktivitäten hätte Dr. Kühberger einschreiten müssen. Es ist daher etwas verwunderlich, dass seine Tätigkeit kurz darauf im Februar 1936 endete. Seine Agenden fielen ab 1. März wiederum an die Bezirkshauptmannschaft zurück. Die Sicherheitsagenden übernahm nun Dr. Eduard Pesendorfer aus Traunkirchen als Beamter der Bezirkshauptmannschaft. Dr. Kühberger starb übrigens wenige Wochen später am 12. April 1936 in Steyr. Laut Sterbebuch (siehe unten) hat er sich auf Grund eines vollständigen Nervenzusammenbruch freiwillig das Leben genommen.
Diese Version seines Todes wurde üblicherweise publiziert. Dessen Enkelin Gaby Danner und deren Familie haben viel Energie dareingesetzt, um die Selbstmordversion zu entkräften. Sie haben Hinweise gefunden, die ihre Annahme bestätigen, dass er aus politischen Motiven aus dem Weg geräumt wurde.
1. Im Steyrer Sterbebuch steht, dass in der gleichen Woche noch zwei weitere Beamte zu Tode gekommen sind. Eine dieser Personen war in Steyr als Kriminalbeamter tätig und beging lt. Sterbebuch auch Selbstmord, und der andere war in Wien als Amtsrat tätig. Sicherheitskommissär Dr. Kühberger war zu dieser Zeit in Gmunden tätig, aber alle drei Personen wurden in Steyr beerdigt.
2. Es sind auch persönliche (menschliche) Gründe, die die Familie zweifeln lassen, denn Dr. Leopold Kühberger war ein sehr religiöser Mensch, und da ist es nicht nachvollziehbar, dass er sich ausgerechnet am Ostersonntag das Leben nimmt. Außerdem war er mit drei kleinen Kindern zu Hause, während seine Frau um 6 Uhr morgens in der Ostermesse war.
3. Ein Herzschuss ist bei einem Selbstmord äußerst selten.
Auszug aus dem Steyrer Sterbebuch

Angesichts dieser Fakten gehen die heutigen Mitglieder der Familien Danner und Kühberger davon aus, dass Dr. Kühberger als Vertreter des Ständestaates aus politischen Gründen beseitigt wurde und nicht Selbstmord begangen hat. Die Mörder dürften genau gewusst haben, dass Dr. Kühberger mit den Kindern allein zu Hause war.

Gmunden im Ersten Weltkrieg:
Verabschiedung der Soldaten und erste Verwundete
Das Ultimatum an das Königreich Serbien zur Auslieferung der Hintermänner des Attentats von Sarajewo und die darauf folgende Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien lösten am 28. Juli 1914 den Erster Weltkrieg aus. Die allgemeine Mobilmachung am 28. Juli verursachte in Gmunden große Aufregung. Die offizielle Verabschiedung der Soldaten erfolgte am Sonntag, dem 1. August, auf dem prall gefüllten Rathausplatz. Von dort marschierten diese zum Bahnhof. 


Verabschiedung der einberufenen Soldaten 
auf dem Rathausplatz


Ankunft des ersten Verwundetentransports
am Rudolfsbahnhof (heute Hauptbahnhof)

Im August traf in der Stadt eine erste Meldung über verwundete Gmundner ein. Zu ihnen zählten der Leutnant der Reserve und spätere Operettenkomponist August Pepöck, sein Bruder Zugsführer Josef Pepöck, Oberingenieur Karl Gallnbrunner und Infantrist Johann Alblinger. In der Zeit zwischen 7. und 13. September wurden die ersten 190 verwundeten Soldaten nach Gmunden gebracht. Für diese mussten sog. Not-Reservespitäler eingerichtet werden. Der Herzog von Cumberland stellte dafür sogleich die Villa Weinberg zur Verfügung. Andere Verwundete kamen in die Turnhalle des Gymnasiums, in die Villa Trauttenberg, ins Sanatorium, ins Städtische Krankenhaus, ins Landschloss Ort, ins Josefsheim und in eine zum Schloss Ebenzweier gehörige Villa.

Gmunden im Ersten Weltkrieg:
Hasserfüllter Übergriff auf Mitbürger anderer Nationalität


Die Ruston-Villa am Hochkogl

Die patriotische Begeisterung vieler Bürger schlug im Krieg in blinden Hass gegen alle Feinde um. In Gmunden war dieses Opfer der britische Staatsangehörige John Joseph Ruston II, der damalige Inhaber der Traunseeschifffahrt. Die Familie Ruston hatte sich große Verdienste um den Schiffsverkehr auf dem Traunsee erworben. Nach der Kriegserklärung Englands an Österreich soll sich das Ehepaar Ruston abfällig über Österreich geäußert und demonstrativ die englische Flagge auf einem Privatboot gehisst haben. Darüber empörten sich Teile der Bevölkerung derart, dass in der Nacht vom 18. auf den 19. August 1914 vor der Villa Rustons mehrerer hundert Menschen demonstrierten. Dabei kam es zu schweren Ausschreitungen. Fanatiker drangen in die Liegenschaften Rustons ein und verwüsteten viel Inventar. Selbst der Gemeindeausschuss musste sich mit dieser Aktion beschäftigen, denn 427 Hausbesitzer und Geschäftsleuten verlangten, Ruston die Schifffahrtskonzession auf dem Traunsee zu entziehen und sie an die Gemeinde zu übertragen. Begründet wurde diese Maßnahme u. a. damit, dass Ruston trotz des reichlichen Einkommens aus diesem und anderen Unternehmen es noch immer nicht der Mühe wert gefunden habe, sich um die österreichische Staatsbürgerschaft zu bewerben. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Angesichts der Übergriffe gegen John Joseph Ruston wurde von Bürgermeister
Dr. Krackowizer eine Jugendwehr zum Schutz des städtischen Eigentums ins Leben gerufen. Diese sollte - besonders in der Nacht - die öffentlichen Einrichtungen überwachen.

Gmunden im Ersten Weltkrieg:
Spendenaktion „Wehrmann“ 1915
Die wohl bekannteste Hilfsaktion des Ersten Weltkriegs in Gmunden war die Aktion Wehrmann. Sie diente zur Unterstützung der Invaliden, Witwen und Waisen. Zu diesem Zweck stiftete ein ungenannter Gönner eine überlebensgroße holzgeschnitzte Rolandsfigur.

 Der Wehrmann mit der Gestalt einer Rolandsfigur


Der Wehrmann wird auf dem Rathausplatz aufgestellt. Er steht links unter dem Baldachin. Bürgermeister Dr. Krackowizer (Bildmitte) hält zu diesem Anlass eine Ansprache.

Am 20. Juli 1915 wurde der Wehrmann auf dem Stadtplatz aufgestellt. Ab diesem Tag konnte er nach der Entrichtung eines bestimmten Betrages auch benagelt werden. Fünf Tage später betrug das Ergebnis der Benagelung bereits 2.411 Kronen. Bis Anfang August hat sich der Betrag auf 5.233 Kronen erhöht. Gegen Ende des Jahres fand die die Benagelung im Kurhaus - nun jeden Sonn- und Feiertag von 10 bis 12 Uhr - statt. Ende des Jahres wurde die Aktion abgeschlossen. Sie erbrachte insgesamt einen Ertrag von 8.500 Kronen. Anfang April 1916 bekam der Wehrmann links vom Eingang zum Rathaus in einer Nische seinen neuen Standplatz. Ende Mai 1916 ließ Bürgermeister Dr. Krackowizer als Andenken an den Weltkrieg in den Sockel, auf dem der Wehrmann stand, in einem Kästchen aus Lärchenholz eine Reihe von Gmundner Erinnerungsstücke einmauern.
(Als man im Juli 1978 anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt dieses Kästchen öffnete, fand man abgesehen von Geldmünzen keine verwendbaren Unterlagen.Spätere Hochwasser haben alle schriftlichen Quellen unbrauchbar gemacht.)
Der Wehrmann stand bis vor wenigen Jahren im Eingangsbereich des Rathauses. Nun befindet er sich im Kammerhofmuseum.

Wie erlebte man in Gmunden den „Anschluss“
Schon am Vorabend des Tags des Einmarsches deutscher Truppen in Österreich, dem 11. März 1938, fand auf dem Stadtplatz ein Appell der Nationalsozialisten statt. Die Begeisterung war enorm, als dabei die Hakenkreuzfahne auf dem Giebel des Rathauses entrollt wurde. Der Hauptplatz wurde sofort offiziell in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Bereits ab dem 12. März, dem Tag des „Anschlusses", wurden bekannte Gmundner Politiker des austrofaschistischen Ständestaates abgeholt und in den Arrestzellen des Stadtpolizeihauses und des Bezirksgerichtes von SA- und SS-Leuten misshandelt. Die meisten wurden aber wieder frei gelassen. Unter diesen befanden sich Bürgermeister Dr. Thomas, Rechtsanwalt Dr. Erich Kretschy und Prof. Karl Beranek.
Am gleichen Tag, als der Führer nach Österreich einreiste, war auch in Gmunden die Begeisterung für den Diktator und die von ihm herbeigeführte politische Wende groß. Die Stadt hatte sich mit Hitler- und NS-„Devotionalien" herausgeputzt, weil es geheißen hatte, dass Hitler auch Gmunden aufsuchen würde. Er kam aber nicht.
Nach dem „Anschluss" setzte ein regelrechter Ansturm deutscher Gäste auf Österreich ein. Das wirkte sich auch auf die Wirtschaft der Stadt positiv aus. Gmundner Kaufleute freuten sich über sprunghaft steigende Umsätze. Bald mussten sie jedoch erkennen, dass damit ein Ausverkauf hochwertiger Waren im Gange war.


Der "Anschluss" ist vollzogen. Kundgebung auf dem Stadtplatz

Der jüdische Friedhof in Gmunden
Bis 1923 war in Gmunden für die Beerdigung von Juden ein kleiner Platz auf dem evangelischen Friedhof reserviert. Als dieser damals nicht mehr für ein weiteres Grab ausreichte, versuchte die jüdische Gemeinde auf den benachbarten katholischen Friedhof auszuweichen, was ihr vom damaligen katholischen Dechant ausdrücklich verboten wurde. Um den Konflikt beizulegen, war die Stadt Gmunden 1923 bereit, ihren jüdischen Mitbürgern einen eigenen Friedhof zu genehmigen, um den sich diese lange erfolglos bemüht hatten. Nun bekamen sie eine außerhalb der katholischen Friedhofsmauer gelegene Parzelle im Ausmaß von 350 Quadratmeter als Pachtgrund zugewiesen. Nachdem auf diesem Grundstück eine Aufbewahrungshalle gebaut und das Areal mit einer Mauer umgeben worden war, wurden die Gräber auf dem evangelischen Friedhof exhumiert und auf dem eigenen „Gmundner Israelitenfriedhof“ bestattet.
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Jahr 1938 in Gmunden wurde der Pachtvertrag aufgelöst und der Friedhof in einen Gemüsegarten umgewidmet. Die Grabsteine transportierte man ab und brachte sie auf einen Privatgrund. Die Friedhofsmauer und die Aufbewahrungshalle wurden abgerissen und die Gräber eingeebnet.
Auf dem wiedererrichteten jüdischen Friedhof kann man heute auf den noch vorhandenen Grabsteinen u. a. folgenden Namen lesen:
Rosa Alt, Sigmund Bauer, Anna Baumgartner, Markus Diamant, Familie Hilell Finkelstein, Ignaz Fischer, Samuel Kormany, Familie Perla, Sigmund und Pauline Rujder, Ignaz und Anna Wlk, Ottilie Mandler…
Eines der jüngsten Gräber ist das des ehemaligen KZ-Häftlings Jechiel Gurmann, der auf dem Weg ins Land Israel in Gmunden im November 1945 verstorben ist.
Der Friedhof mit jetzt 20 Plätzen wird von der Stadtverwaltung Gmunden gepflegt und befindet sich in einem beispielhaft guten Zustand.


Der jüdische Friedhof nach seiner Wiedererrichtung

Nur wenige Gmundner waren früher auch echte Bürger der Stadt
Bis ins 20. Jahrhundert konnten Bürger einer Stadt - in einem speziellen Sinne des Wortes - grundsätzlich nur Männer sein, denen vom Gemeinderat das Bürgerrecht verliehen worden war. Ursprünglich erhielt man dieses in Gmunden erst nach persönlich vor der Stadtregierung vorgetragener Bewerbung. Später geschah dies auf Grund eines schriftlichen Ansuchens. Für die Ernennung zum Bürger wurde außerdem das sog. Bürgergeld oder die Bürgertaxe eingehoben. Diese betrug z. B. ab 1905 in Gmunden 80 Kronen. Damit waren der Bewerbung also finanzielle Grenzen gesetzt. Nur Begüterte konnten in diesen Genuss kommen! Dieses Bürgerrecht erhielten nämlich früher nur Stadtbewohner, die ein Haus innerhalb der Stadtgrenzen besaßen und die Handel trieben bzw. einen Handwerksbetrieb führten.
Selbstverständlich mussten die Kandidaten auch würdig sein. Darüber entschied in Gmunden der Gemeinderat. Wer ein solcher Bürger war, musste darüber hinaus Steuern in einer bestimmten Höhe bezahlen. Schließlich kam es auch vor, dass jemand von der Gemeinde auf Grund seiner Verdienste bzw. Fähigkeiten als privilegierter Bürger anerkannt wurde. Solche Bürger verfügten über spezielle Sonderrechte, daher ging man so sparsam mit der Zuerkennung um: Nur sie hatten bis 1919 das aktive und passive Wahlrecht, durften die Einrichtungen der Gemeinde wie z. B. die Armenversorgung nützen und hatten außerdem Anspruch auf die Versorgung aus den speziell für Bürger bestimmten Stiftungen wie der in Gmunden seit Langem erfolgreich agierenden Bürgerspitalstiftung. Diese Regelungen galten offiziell bis zum Ende der Monarchie.
Viele, die diesen Auflagen nicht entsprachen, waren als Einwohner der Stadt ohne Bürgerrecht und damit politisch weitestgehend bedeutungslos. Diese extreme Beschränkung ist auch der Grund für die jahrzehntelange Dominanz der bürgerlichen großdeutsch-liberalen Partei in der Gmundner Gemeindestube.
Die Aufnahme in den Bürgerstand wurde in einem besonderen Festakt, der sog. Bürgervereidigung, besiegelt. Dieser wurde in Gmunden immer am Neujahrstag abgehalten. Sie fiel allerdings aus, wenn sich kein Bewohner Gmundens um die Aufnahme beworben hatte. Zur Bürgerrechtsverleihung versammelte sich um 11 Uhr die Gemeindevertretung im festlich geschmückten Rathaussaal. Vor der Vereidigung legte der Bürgermeister die Rechte und Pflichten eines Bürgers dar. Danach bedankte sich stellvertretend für alle ein ausgewählter Neubürger für die Ehre der Bürgerrechtsverleihung. Die Feier schloss in der Monarchie mit der Kaiserhymne bzw. in der Republik mit der Bundeshymne.


Dieses Gruppenbild zeigt die Neubürger der letzten Bürgervereidigung
am 1. Jänner 1938

Die Eingemeindung von Altmünsterer Ortsteilen 1938 - "Groß-Gmunden" entsteht
Eine für die Stadt Gmunden wichtige Errungenschaft verdankt die Stadt dem raschen Handeln des Bürgermeisters Egon Diller im Jahr 1938: die Eingemeindung wichtiger Gebiete der Gemeinde Altmünster. Vereinbart wurde dieser Deal am 14. April 1938, also kurz nach dem Anschluss. Im Jänner 1939 kamen daher die heutigen Ortschaften Ort, Eck und Traunleiten von Altmünster an Gmunden. Mit der Einverleibung dieser Ortsteile hat sich ein lang gehegter Wunsch erfüllt, und das zu einem Spottpreis von einer halben Million Reichsmark. In diesem dazugewonnenen Gebiet befanden sich 24 Betriebe. Gmunden wurde dadurch eine Stadt mit über 10.000 Einwohnern (vorher waren es ca. 6.000). In der Frage, ob nicht die von der Einwohnerzahl her größere Stadt Bad Ischl Kreisstadt (österreichisch: Bezirkshauptstadt) werden sollte, konnte jetzt zu Gunsten Gmundens entschieden werden. So sollte die damals traditionell „großdeutsch“ eingestellte Bürgerschaft von Gmunden für seine Haltung belohnt werden.

Schicksal und Verfolgung von Gegnern des Naziregimes 1938
Am ärgsten misshandelt wurden in Gmunden der Abgeordnete zum Landtag Karl Weller aus Oberweis sowie der Bürgermeister von Laakirchen Johann Kundtner, dann der Sicherheitskommissar der Bezirkshauptmannschaft Gmunden Dr. Eduard Pesendorfer, die Funktionäre der Vaterländischen Front Dipl.-Ing. Franz Sigmund, Josef Braumandl und der erste Gauführer der Vaterländischen Front Bezirksschulinspektor August Gaigg, alle aus Gmunden. Weller, Kundtner, Dr. Pesendorfer und Dipl.-Ing. Sigmund kamen nach der ersten Misshandlung im Gmundner Gefängnis nach Dachau. Wellers Besitz wurde beschlagnahmt und allen Inventars beraubt. In seinem Haus in Oberweis wurde ein NS-Jungborn-Heim eingerichtet. Kundtner wurde nach 27 Dienstjahren in der Papierfabrik Steyrermühl entlassen. Vor seiner zweiten Verhaftung beging er Selbstmord. Dr. Pesendorfer und Dipl.-Ing. Sigmund blieben länger inhaftiert. Braumandl und Gaigg wurden bald wieder entlassen. Noch zwei führende Männer dieser Zeit, die Gmunden verbunden waren, kamen nach Dachau: der Diplomat Theodor von Hornbostel (1945-1956 Stadtparteiobmann der ÖVP) und Feldmarschall Oskar Englisch-Popparich.


Bezirksschulinspektor August Gaigg                                       
Obmann des Christlich-deutschen Turnvereins und  
Gauobmann der Vaterländischen Front                                                   

Sofort ins Gmundner Bezirksgericht eingeliefert wurden der Gmundner Bürgermeister, frühere christlichsoziale Landtagsabgeordnete und Chefredakteur der „Salzkammergut-Zeitung“ Dr. Franz Thomas, weiters der Bezirksführer der Ostmärkischen Sturmscharen Dr. Oswald Trauttenberg sowie der Bezirksführer des Ostmärkischen Studenten-Bundes und Gaujugendführer des Österreichischen Jungvolks Prof. Dr. Karl Beranek.


Diplomat Theodor von Hornbostel

So änderte sich das Leben der vom NS-Regime Verfolgten
:
Prof. Dr. Beranek wurde z. B. sofort seines Dienstes enthoben. Bürgermeister Dr. Franz Thomas wurde fristlos entlassen. Nach eineinhalb Jahren Arbeitslosigkeit wurde er im September 1939 Versicherungsvertreter der „Allianz“ in Wien. Sein Haus in Gmunden wurde von Reichsdeutschen bezogen. Auf nahezu abenteuerlichen Wegen kam er mit seiner Gattin erst im Juni 1945 nach Gmunden zurück. Außerdem wurde eine lange Reihe von Lehrern und Beamten, speziell Gendarmen und Polizisten dienstenthoben, zwangsversetzt oder pensioniert. Die Schulen und Ämter sowie die Sicherheitskräfte erhielten neue Führungskräfte. Der damalige Hauptschullehrer Karl Piringer - er war zu jener Zeit Bezirksobmann des Österreichischen Jungvolkes, nach dem Krieg ÖVP-Politiker und lange Gmundner Bürgermeister - nach Perg, Sierning und später nach Ulm versetzt.

Das Schicksal der Gmundner Juden nach dem „Anschluss“
Erste Maßnahmen gegen die jüdischen Mitbürger in Gmunden waren bereits am Sonntag, dem 12. März 1938, die kurzfristige Verhaftung und Internierung der männlichen Juden über 18 Jahre. Über die nicht in Haft genommenen Familienmitglieder wurde normalerweise die Ächtung verhängt. Sie bestand darin, dass diese vorerst in ihren Wohnungen eingesperrt wurden und später keine Lebensmittel beziehen durften. Am Montag, dem 13. März, wurde der Unmut und Bann „aller aufrechten Gmundner“ vornehmlich über die jüdischen Geschäftsinhaber ausgerufen. An diesem Tag postierte man die Juden auf dem Rathausplatz, der nun Adolf-Hitler-Platz hieß.
Am Dienstag, dem 14. März, begann die Vernichtung der Existenzgrundlagen der jüdischen Mitbürger. Beschlagnahmungen fanden statt. Ab Mittwoch, dem 15. März, erfolgte die Auflösung aller jüdischen Vereine. Deren Vermögen wurde eingezogen.
Die Gmundner Nazis ließen auch sonst ihren Vorstellungen von der „Judenvernichtung“ freien Lauf. „Juden, hinaus aus diesem Haus!“ oder „Horuck nach Palästina!“ lauteten die gemalten Parolen.
Die Methoden der Judenverfolgung waren persönliche Strafverfolgung, Beschäftigungsdiskriminierung, Berufsverbote, Pensionsentzug oder zwangsweise Vermögenseinbehaltung sowie Arisierung aller noch vorhandenen Betriebs-, Grund- und Hausbesitztümer, fiktive Behauptungen, falsche Zeugenaussagen und „Vernaderertum“.
Bereits im April 1938 reiste die erste Familie aus Gmunden fort. Im Juli und August setzte die große Abreisewelle ein, als von den insgesamt feststellbaren 59 Abwanderern bereits 29 Gmunden auf immer verließen.



Die fünf Kinder der um 1875 nach Gmunden zugezogenen Judenfamilie des Herrn Moritz Steiner und seiner Gattin Josefine um 1908 (von links): Adolph, Bezirkskrankenkassenbeamter und sozialdemokratischer Gemeinderat, Gisela, spätere Gattin des Kaufmanns Hermann Smetana, Alois, Handelsangestellter und Souvenirerzeuger (emigrierte in die USA), Rosa, Schneiderin beim Vater, (sie starb in einem polnischen KZ) und Karl, gelernter Schlosser (wanderte in die Schweiz aus)

Im Gegensatz zu Bad Ischl, wohin nach 1945 wieder Juden zurückkehrten, ist kein früherer Gmundner mosaischer Religionszugehörigkeit nach Gmunden zurückgezogen.